Nachdem Oma 2001 gestorben war wurde ihr Hausrat auf ihre fünf Kinder verteilt. Erinnerungsstücke wie Familienfotos hängen seitdem in den einzelnen Wohnzimmern. Kleider, Möbel und Geschirr dagegen wurde in Containern entsorgt und für was sonst niemand Verwendung hatte weg geworfen. Die Sachen, die dann irgendwie doch noch übrig geblieben waren liegen heute auf Dachböden.
Meine Recherche begann genau dort: auf dem Dachboden meiner Eltern. Dort entdeckte ich in einem Karton, zwischen „antiken“ Kinderwagen und meinem alten Playmobil, ein rotes Fotoalbum. Dies enthielt verschiedene Aufnahmen aus den 1990ern. Darunter Großmutter auf der Terrasse mit ihrer besten Freundin Rosa, die Taufe meines Cousins, jede Menge Modesünden der 90er und besonders viele Abbildungen von Omas Blumenbeeten.
Etwas weiter hinten im Album waren Fotos einsortiert, die ich zunächst nirgends zuordnen konnte. Sie zeigten eine fremde Kirche, ein rosa Haus, einen Weinberg und Oma (2.v.l.) inmitten einer Reisegruppe in einem mir unbekannten Ort.
Wo kamen die Bilder her?
Wie sich im Familienkreis herausstellte stammten die Aufnahmen in Omas Fotobuch aus Harkau, wo sie Ende der 80er mit anderen Heimatvertriebenen erstmals wieder zu Besuch gewesen war.
Doch warum hatte sie neben der Kirche ausgerechnet dieses rosa Haus fotografiert? Und wieso gleich zweimal? Diese Frage konnte man mir dagegen nicht beantworten.
Stattdesen tauchte bei meiner Tante Bärbel ein weiteres Dokument aus Harkau auf. Es war eine kleine Broschüre mit dem Titel „Harkau und seine Nachbarn“. Entstanden ist diese vermutlich Mitte der 1980er (es fehlt ein Impressum). Im Heft schildern Harkauer „die gute alte Zeit“, traditionelle Feste, Hochzeitsrituale und einigen andere Anekdoten.
Einen Großteil des Buches machen jedoch die Kapitel „Schicksalsjahre 1945/1946“ und die anschließende Vertreibung aus.
Langsam bildete sich in meiner Recherchearbeit eine Struktur. Wie in einem Puzzle konnte ich die einzelnen Stücke allmählich zusammensetzen.